Neben den klassischen Therapieformen (Verhaltenstherapie, analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) ist auch die systemische Therapie als psychotherapeutisches Verfahren wissenschaftlich anerkannt. In vielen europäischen Ländern ist diese Therapieform sogar bereits eine Kassenleistung.

Die systemische Therapie sieht den Menschen nicht als isolierte Person, sondern als Teil eines „Systems“. Der therapeutische Blick erweiterte sich somit vom Individuum auf die Beziehung, die Zweierbeziehung, die Familie und größere Bezugssysteme. Ähnlich wie bei einem Mobile kann man die Einzelteile nicht voneinander trennen und durch Bewegung eines Teiles, bewegen sich auch die anderen.

Die systemische Therapie verzichtet auf die klassischen Störungsbegriffe. Eine der zentralen Feststellungen war, dass auffälliges Verhalten nicht nur als Ausdruck eines innerseelischen Konfliktes zu verstehen ist, sondern als eine passende Reaktion im Zusammenhang mit der Umwelt. Probleme und Symptome haben daher auch einen Nutzen, wenngleich sie als störend oder behindernd erlebt werden.

Die Therapeuten sehen sich nicht als Experten, die Diagnosen stellen und Lösungen vorgeben. Vielmehr führen sie einen neugierigen, respektvollen Dialog mit ihren Klienten, einzeln, als Paargespräch oder auch mit der ganzen Familie, um Unterstützung zu geben bisherige Muster und Vorannahmen in Frage zu stellen und regen neue Perspektiven an, um neue Interaktionsmöglichkeiten entwickeln zu können. Ziel ist damit die Erweiterung der Wahrnehmungs- und Handlungsmöglichkeiten aller Beteiligten bzw. des gesamten Systems.